„Das primäre Ziel des digitalen Euro ist noch nicht klar“

Die Europäische Zentralbank (EZB) plant dies starten ein Prototyp der Digitaler Euro 2023. In den nächsten fünf Jahren könnte Europa seine eigene digitale Zentralbankwährung (CBDC) in Betrieb nehmen. Es gibt jedoch noch viele Fragen rund um die zukünftige digitale Währung. In welcher Form könnte es ausgestellt werden? Kommt die EZB zu spät für die CBDC-Partei, insbesondere im Vergleich zu anderen Zentralbanken wie der der Volksrepublik China? Um diese und andere Fragen zu beantworten, Cointelegraph in English Speiche mit Jonas Gross, Vorsitzender der Digital Euro Association (DEA) und Mitglied des Expertengremiums des European Blockchain Observatory and Forum.

Neues digitales Bargeld

Gross sagte, dass Zentralbankgeld im Vergleich zu digitalem Bargeld, das von einer Geschäftsbank ausgegeben wird, weniger Risiken birgt. Eine Geschäftsbank kann immer bankrott gehen, aber eine Zentralbank nicht, weil sie im Notfall so viel Geld wie nötig drucken kann. Und in Krisenzeiten wollen die Menschen vielleicht zumindest theoretisch ihr gesamtes digitales Geld von einer Privatbank an die Zentralbank überweisen, was das Ende des Geschäfts der Geschäftsbanken bedeutet.

Es gibt zwei mögliche Mechanismen, um ein solches Szenario zu vermeiden: Entweder die Festlegung einer Obergrenze für die Höhe der Mittel, die ein Bürger in Zentralbankgeld halten kann, oder die Einführung eines negativen Zinssatzes, der auf CBDC-Gelder über einer bestimmten Grenze angewendet wird.

„Der digitale Euro soll vor allem eine Art digitales Bargeld werden, auch ein neues Zahlungsmittel und weniger ein Wertaufbewahrungsmittel. Die Zentralbank will den Banken nicht das Geschäft wegnehmen.“

Vollständige Anonymität

Der digitale Euro werde von den Bürgern der Europäischen Union nicht angenommen, wenn er nicht über bestimmte Merkmale wie vollständige Anonymität verfüge, sagte Gross. Sein Team hat das untersucht zeigte dass es technisch möglich ist, einen digitalen Euro genauso anonym wie Bargeld zu machen. Auch sei es technisch möglich, so Gross, digitale Euro-Zahlungen nur bis zu einer bestimmten Schwelle, sagen wir bis 10,000 Euro, anonym bleiben zu lassen, ab der eine Identifizierung verlangt werden könne. „Das kann ein großer Vorteil für den digitalen Euro sein, gerade vor dem Hintergrund, dass Bargeld immer weniger an Bedeutung gewinnt“, sagte Gross.

„Im Extremfall könnte in einigen Jahrzehnten nur noch sehr wenig Bargeld verwendet werden, wie es jetzt in China oder Schweden der Fall ist. Und hätten wir keinen digitalen Euro, der zumindest teilweise anonyme Zahlungen ermöglicht, dann hätten wir keine Privatsphäre mehr im Zahlungsverkehr. Auch wenn es kontraintuitiv erscheint, kann der digitale Euro die Privatsphäre fördern, wenn man ein solches System mit Fokus auf Anonymität implementiert.“

Die Unentschlossenheit der EZB

Das größte Problem ist laut Gross derzeit, dass die EZB Ziel und Funktionen des künftigen digitalen Euro noch nicht definiert hat. Im vergangenen Jahr hat die EZB in Zusammenarbeit mit den Zentralbanken mehrerer Mitgliedstaaten getestet vier Gestaltungsmöglichkeiten für die digitale Währung. Der erste war der digitale Euro auf der KSI-Blockchain, der Kerntechnologie benutzt von Estlands E-Government.

Die zweite Option ist ein digitaler Euro erbaut auf TIPS, einem europäischen elektronischen Zahlungssystem, das 2018 eingeführt wurde. Die dritte Möglichkeit ist eine Hybridlösung, die zwischen der Blockchain und dem herkömmlichen Bankensystem angesiedelt ist. Das vierte schließlich ist ein Inhaberpapier, eine Art Geldkarte, die für Zahlungen oder Hardware verwendet werden kann, die Offline-Zahlungen ohne Zugang zum Internet verarbeiten kann.

Dies seien nur die groben Möglichkeiten, sagte Gross, und die EZB habe sich noch nicht auf ein einziges Design festgelegt, da die Bandbreite der potenziellen Anwendungen des digitalen Euro nicht ganz klar sei.

Mögliche geopolitische Risiken

Projekte wie der digitale Yuan, Chinas CBDC, könnte die Position des Euro insgesamt schwächen, insbesondere wenn auch Ausländern Zugang zu seiner Verwendung gewährt wird. Digitale Währungen können es einfacher und billiger machen, in dieser Währung zu bezahlen, erklärte Gross. Inmitten des Russland-Ukraine-Krieges, der Thema internationale Zahlungen und Geldsanktionen gewinnt wieder an geopolitischer Bedeutung.

„Die russische Regierung sagt, dass russisches Gas jetzt in Rubel bezahlt werden muss“, sagte Gross. „Die Chinesen können theoretisch auch auf die Idee kommen, dass die Produkte, die wir exportieren müssen und die derzeit in US-Dollar oder Euro abgewickelt werden, fortan in der chinesischen Währung bezahlt werden müssen, zum Beispiel im digitalen Yuan.“

China kann seine Währung durch die Digitalisierung stärken, wodurch der Euro in Zukunft etwas an Einfluss verlieren könnte. Deshalb sollte die EZB beim digitalen Euro schneller vorankommen und entscheiden, was sie vom CBDC doch noch haben will.

Dies ist eine Kurzfassung des Interviews mit Jonas Gross. Sie finden die Vollversion hier (auf Deutsch.)